ANA CORBALÁN (Übersetzung)




Unter all den wunderbaren Frauen die mich heute begleiten und das früher getan haben, habe ich mich dazu entschlossen, das Wenige zu retten, das ich von meiner Großmutter väterlicherseits weiß, bevor die Erinnerung an sie für immer verblaßt. 


Die Büste einer jungen Frau, die von Wolken umgeben über einer Stadtlandschaft schwebt auf dem Porträt, das über dem Bett meines Großvaters hing ist alles, was ich als Kind von meiner Großmutter Ana kannte: große, verträumte Augen, gewelltes Haar und ein seliges Lächeln; mein Großvater sagte, dass sie sehr hübsch und weiblich gewesen sei und für mich war sie ein Rätsel.

    

Es gibt nur eine Person, die sie lebend gekannt hat: die über alles Unheil erhabene Tante Paquita, eine faszinierende und vielschichtige Frau, die mit ihren  91 Jahren immer noch mit uns per E-Mail und sozialen Netzwerken von ihrem Haus in Brasilien aus in Kontakt bleibt, wohin sie am Ende der 50er Jahre ausgewandert ist. Dank ihr und dem Wenigen, das mein Vater uns über seine Mutter erzählen konnte, kann ich ein vages Porträt der Person zeichnen, der ich meinen Namen verdanke.


Sie war eine intelligente und sensible Frau, deren Eltern ihr humanistische und soziale Werten vermit- telt hatten.  

Sie hatte auch eine künstlerische Neigung, was die Tatsache beweist, dass sie im Theater als künstle-rische Partnerin ihres Mannes, „Guzmán, der Mann aus Gummi“, spielte. Dies überraschte mich sehr, denn ich habe immer geglaubt, dass die künstlerische Ader in meiner Familie von der Familie meiner Mutter kam; wir haben ein seltsames Bild von unseren Vorfahren —gerade als ob sie ganz anders wären als wir selbst!

Sie war Schneiderin von Beruf und, laut Paquita, eine sehr geschickte.


Leider bekam sie Tuberkulose und starb sehr jung, mit knapp 32 Jahren. Ihr größter Schmerz war, dass sie nicht erleben würde, wie aus ihren Söhnen Männer wurden, aber in der kurzen Zeit gab sie ihnen jede Menge Liebe, die dank meines Vaters bis zu mir vorgedrungen ist.

Als sie einmal krank im Bett lag brachte man ihr ein Spiegelei, einen Leckerbissen, der Kranken vor-behalten war, aber als sie das Gesicht meines Vaters sah und wie er das Ei anschaute, sagte sie zu ihm: „Na komm, nimm dir ein Stückchen Brot und tunke es ein“. Er erinnerte sich immer daran…

Manchmal steckt die Liebe in einem einfachen Spiegelei.


Ana Cristina Guzmán

Übersetzung: Ingrid Buchbauer

 

 

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